Dienstag, 30. April 2013

Letzte Sätze #103

"Fehlte nur noch der Beweis, dass Casement Kitty erschossen hatte, aber immer eins nach dem anderen."
Garry Disher, "Flugrausch"

Montag, 29. April 2013

Letzte Sätze #102

"Halb acht: drei Stunden noch. Matty beschloss, sitzen zu bleiben und zu warten. Lieber von Angesicht zu Angesicht."
Richard Price, "Cash"

Freitag, 26. April 2013

La musique de Montale XXXI

"Die D 559 war eine kurvenreiche Straße. Eng. Gefährlich.
ZZ Top begannen mit dem 'Long Distance Boogie'. Billy Gibbons war verdammt gut! Ich nahm die Steigung mit hundertzehn, den Safrane an der Stoßstange. Der Saab kam mir ein wenig lahm vor, aber er reagierte gut. Gélou hatte ihm bestimmt noch nie eine solche Fahrt zugemutet."
 
 

Donnerstag, 25. April 2013

La musique de Montale XXX

"Auf der Terrasse war das Frühstück fertig. Bob Marley sang 'Stir It Up'. Das passte gut zu diesem Tag. Blauer Himmel, spiegelglattes Meer. Die Sonne begrüßte uns schon. Babette hatte meinen Bademantel übergezogen. Sie strich Butter aufs Brot, eine Zigarette im Mundwinkel, und bewegte sich fast unmerklich zum Rhythmus der Musik. Für den Bruchteil einer Sekunde existierte das Glück."
 
 

Mittwoch, 24. April 2013

Letzte Sätze #101

"Und so komme ich zum Abschluss mit der Feststellung, dass jedes menschliche Handeln eine Verteidigung der Autonomie ist. Unabhängigkeit entsteht wie das Ausüben der Liebe aus dem Bedürfnis, zu verstehen und verstanden zu werden. Wo es eine gemeinsame Sprache gibt, leben die Menschen glücklich bis an ihr Lebensende. Wo es keine gibt, explodiert der eine in einem Roman, der andere mit einer Bombe. Wie Liebende erschaffen, so vernichten Attentäter im Traum. Liebende träumen vom Licht und gehen in den anderen ein, aber der Killer träumt von der Dunkelheit und geht abwesend durch den anderen hindurch."
Derek Raymond, "Die verdeckten Dateien"

Dienstag, 23. April 2013

Letzte Sätze #100

"'Wo ist der Rest der Einsatztruppe?', wollte Boss Man in holprigem Englisch wissen. 'Wo sind Ihre Leute?'
'Die Einsatztruppe bin ich', gab Emmanuel zurück. 'Sonst ist keiner da.'"
Mala Nunn, "Lass die Toten ruhen"

Montag, 22. April 2013

Letzte Sätze #99

"Er rollte eine Matte vor dem Schreibtisch aus, und nachdem sie sich geliebt hatten, ließ er sie ihre Schuhe ausziehen. Dann glitt er in den Schlaf."
Christopher G. Moore, "Nana Plaza"

Sonntag, 21. April 2013

Letzte Sätze #98

"Ich wandte meine Bitte an Betty, mir im Austausch gegen meine Liebe sicheres Geleit zu geben."
James Ellroy, "Die Schwarze Dahlie"

Freitag, 19. April 2013

Kriminalliteratur im Netz

Zum Erinnern, Entdecken und Wiederentdecken:

http://www.flubow.ch/

So stellt sich die Seite selbst vor:
"Die Mainstreamschreiber Leon, Mankell und Dan Brown sind in aller Munde, ihre Bücher verstopfen die Buchläden. Klassiker wie Simenon, Chandler und Hammett werden immer wieder aufgelegt und auch im deutschsprachigen Raum von ihrem Verlag recht liebevoll gepflegt. Den grossen amerikanischen Krimiautor James Crumley kennt keiner, auf Deutsch sind sechs seiner sieben Werke in drei verschiedenen Verlagen als mehr oder weniger schäbige Taschenbücher erschienen, sie sind mit einer Ausnahme längst vergriffen und zum Teil nicht einmal mehr in den Internetantiquariaten erhältlich. Über John Wainwright, den 1995 verstorbenen Verfasser von über achtzig erstklassigen Kriminalromanen, gibt es heute einzig in der italienisch-sprachigen Website 'Last of the Independents - Luca Conti's One-Man Band' (lconti.com) brauchbare Informationen.
Hier werden Krimiautoren gewürdigt, die im deutschsprachigen Raum unverdient ins Abseits geraten sind oder dieses gar nie verlassen haben. Vergessene und verschmähte Krimiautoren von Rang, deren Werke (oft, aber nicht immer) auch in ihrem Herkunftsland kaum mehr erhältlich sind. Die Liste wird immer länger, die Gründe sind vielfältig, in der Regel natürlich verlagsstrategischer Natur. Krimiautoren, die fallen gelassen werden, weil sie zu wenig trendig schreiben, weil ihr Blick auf die Gesellschaft zu kritisch oder zu pessimistisch ist oder weil sie nicht mehr ins Verlagskonzept passen; aber auch Krimiautoren, die hier zu Lande keine Leser fanden, weil ihre Werke auf schamlose Art verhunzt worden sind: schauderhafte Übersetzungen, Kürzung auf die lange Zeit obligaten 150 Seiten, scheussliche, den potentiellen Käufer in die Irre führende Covers.
Die Auswahl ist subjektiv gefärbt. Zu finden sind "Eintagsfliegen" wie Elisabeth Bowers, Davide Ferrario, Leonard Schrader und Bernard Toms, originelle Aussenseiter wie John Barker, Adam Diment und Victor Headley, solide Arbeit verrichtende angloamerikanische "B-Autoren" (von ihnen gibt es viele!), aber auch literarische Schwergewichte wie Derek Raymond, Julian Rathbone, Pete Dexter, Richard Price, Robert Stone, Lawrence Block und die bereits erwähnten Crumley und Wainwright. Geliefert werden biografische Daten, eine möglichst vollständige Bibliografie mit originalen und deutschen Titeln, knappe Zusammenfassungen und Wertungen der wichtigsten Werke (Schwerpunkt: Romane) und kurze Beschreibungen von Serienfiguren."

Donnerstag, 18. April 2013

Letzte Sätze #97

"Er kannte dieses Lied.
'Waitin' on a Sunny Day' von Bruce Springsteen.
Im ersten Moment war ihm unheimlich zumute. Aber als der erste Schreck vorüber und der kalte Schauder abgeklungen war, fing er an zu lächeln, zaghaft zunächst und dann immer breiter, als er sich auf den Song einließ und das Undenkbare tat: Er fing an mitzusingen, mit Bruce - aus vollem Herzen zu singen, obwohl er den Text nicht kannte und nicht wusste, was als Nächstes kam."
Nick Stone, "Todesritual"
 
 

Mittwoch, 17. April 2013

Letzte Sätze #96

"Die Musik war zu sanft und zu traurig, wie ein Klagelied auf eine Zeit, da alles billiger zu haben war. Dennoch hörte er zu. Die Stücke ließen ihn an sich und Mal und den armen Danny Upshaw denken. Schwere Jungs, korrupte Cops und Rotenjäger. Drei gefährliche Männer, deren Spur sich im Nichts verlor."
James Ellroy, "Blutschatten"

Dienstag, 16. April 2013

Letzte Sätze #95

"Nach einem Moment verdunkelte sich sein Gesicht jedoch, und er sagte: 'Ich nehme an, keiner hat sich den Namen mit Absicht ausgesucht, oder?'
'Also, um die Wahrheit zu sagen', erwiderte ich, 'doch, ich. Ich fand, es war langsam mal Zeit, dass hier jemand anders einen Witz reißt.'"
Derek Raymond, "Der Teufel hat Heimaturlaub"

Montag, 15. April 2013

La musique de Montale XXIX

"Ich legte die Kassette von Bob Marley mit 'Slave Driver' wieder ein, um mir Mut zur Tat zu machen. Entlang der Eisenbahngleise an der Rue Honorat beschleunigte ich ein wenig. Der Safrane reagierte kaum auf meine siebzig Stundenkilometer. Ich ging wieder auf normale Geschwindigkeit herunter."
 
 

Sonntag, 14. April 2013

La musique de Montale XXVIII

"Als wir das letzte Mal zusammen geschlafen hatten, waren wir wohl zwölf Jahre alt. Im Sommer traf sich die Familie fast jeden Samstagabend hier in Les Goudes. Wir Kinder wurden zum Schlafen alle zusammen auf eine Matratze auf der Erde gepackt. Gélou und ich waren die Ersten im Bett. Wir lauschten dem Lachen und Singen unserer Eltern und schliefen Händchen haltend ein. Von 'Maruzzella', 'Guaglione' und anderen durch Renato Carosone bekannt gewordenen neapolitanischen Liedern in den Schlaf gewiegt."
 
 

Mittwoch, 10. April 2013

Letzte Sätze #94

"Die Kugel erreichte niemals das Gehirn, und sie waren immer noch am Leben, und er war frei von Sünde, ein treibender Fötus. Er wandte seine Augen zur Sonne, doch er verfluchte Gott nicht. Er hob seine Hände und streckte sie aus und hielt alles in ihnen. Das Hochhaus mit seinen hundert Fenstern segelte vorbei, parallel zu den infiniten Punkten, die er gekreuzt hatte. Und er hatte keine Angst, weil der Tod niemals seine Endgültigkeit ..."
Derek Nikitas, "Brüche"

Dienstag, 9. April 2013

Letzte Sätze #93

"Ich zog den Notizblock heran, nahm den Bleistift zur Hand und sagte: 'Ich warte ...'"
John D. MacDonald, "Dunkler als Bernstein"

Montag, 8. April 2013

Addicted to Graphic Noir


Allein gegen die Mafia, oder: Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Parker tut dies auf seine Weise: gnadenlos, unerbittlich, eiskalt. So kalt wie die faszinierenden Bildwelten von Darwyn Cookes Adaption des Richard-Stark-Romans „The Hunter“: New York City anno 1962 in Schwarz, Weiß und Blaugrau – zum Frösteln schön. Klar, dass Parker irgendwann zum Gesichtschirurgen muss, doch dafür kann der kriminelle Alleinunternehmer auch wieder in seine gewohnte Routine eintauchen …

 
 

Sonntag, 7. April 2013

La musique de Montale XXVII

 
"Lili Boniche hatte uns dann begleitet, bis wir einschliefen. Auf der dritten Platte stößt man auf 'Ana Fil Houb'. Eine arabische Fassung von 'Mon histoire, c'est l'histoire d'un amour'! Wenn ich ein Liedchen pfiff, kam mir diese Melodie als erste in den Sinn. Das und 'Besame mucho'. Lieder, die meine Mutter pausenlos vor sich hin summte. Ich hatte schon mehrere Versionen. Diese war ebenso schön wie die Fassung der Mexikanerin Tish Hinojosa. Und hundertmal besser als die von Gloria Lasso. Absolut spitze. Ein wahres Glücksgefühl."
 
 

Samstag, 6. April 2013

Letzte Sätze #92

"Das Mädchen blätterte ein paar Seiten in dem großformatigen Buch zurück, dann winkte sie Greta und Luc zu, als wären sie alle Komplizen in einer reizenden Verschwörung. Luc konnte ausnahmsweise ein Lächeln nicht unterdrücken, vor allem als die Märchenerzählerin begann, den besten Teil noch einmal zu erzählen."
Derek Nikitas, "Scheiterhaufen"

Freitag, 5. April 2013

Letzte Sätze #91

"Orens Schienbein schmerzte wie verrückt, und als er Isabelle nachjagte, hinkte er ein wenig. Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest, auch wenn das Funkeln in den honigbraunen Augen weiteren Schmerz verhieß. Er würde sie nicht mehr loslassen."
Carol O'Connell, "Tödliche Geschenke"

Mittwoch, 3. April 2013

La musique de Montale XXVI

"Vor dem Hochhaus standen etwa 20 Jugendliche um Reivers Auto herum. Multikulturell. Reiver lehnte mit gekreuzten Armen am Wagen. Die Gören schlichen um ihn herum wie Apachen. Zum Rhythmus von Khaled. Auf voller Lautstärke. Einige klebten mit der Nase an der Scheibe, um die Visage von Reivers Partner zu erkennen, der im Wagen geblieben war, bereit, Verstärkung anzufordern. Reiver schien das nicht zu beunruhigen.
(...)
'Keller Nummer 488. Der Hausmeister wartet. Ich bleibe hier. Ich höre lieber Khaled. Das mag ich gern.' Reiver überraschte mich. Er schmiss meine Statistiken über Leute von den Antillen über den Haufen. Er musste meine Gedanken gelesen haben. Er zeigte auf ein Haus weiter unten. 'Siehst du, da bin ich geboren. Ich bin hier zu Hause.'"
 
 

Dienstag, 2. April 2013

La musique de Montale XXV

"Sie war mit dem Taxi gekommen, also lud ich sie in meine Klapperkiste. Sie machte keine Bemerkung, weder über den äußeren noch den inneren Zustand des Fahrzeugs. Ein Geruch aus abgestandenem Tabak, Schweiß und, wenn ich mich nicht irre, Fisch hing in der Luft. Ich kurbelte das Fenster herunter und legte eine Kassette von Lightnin' Hopkins, meinem bevorzugten Bluesmann, ein. 'Your own fault, baby, to treat me the way you do.' Und auf in den Kampf. Wie 1914. Wie 1940. Und zu allen Dummheiten bereit, zu denen die Menschen fähig sind."
 
 

Montag, 1. April 2013

Letzte Sätze #90

"Nachts nimmt sie mich mit zum roten Strand am roten Ozean. Wir legen uns in den roten Sand, und sie schließt mich in die Arme. Sie sagt mir, wie schön ich bin, dass sie mich immer noch genauso liebt wie eh und je und dass sie immer noch meine Freundin sein möchte.
'Ich werde nie weggehen', sagt sie und stupst mich mit der Zunge. 'Ich liebe dich', sagt sie, 'ich werde dich nie verlassen.' Und das ist doch eigentlich genau das, was ich mir immer gewünscht habe: jemanden, der mich liebt und nie verlässt."
Sara Gran, "Komm näher"