Freitag, 29. November 2013

Letzte Sätze #202

„Ich legte den Umschlag auf den Tisch, sagte: ,Würden Sie das nachzählen?‘ Er zählte nach: ,Das ist viel Geld, Jack. Was wollen Sie? Soll jemand umgebracht werden?‘ Ich zündete mir eine Zigarette an, warf einen letzten Blick auf das Zippo, schob es zu Bill hinüber, sagte: ,Er heißt …‘“
Ken Bruen, „Jack Taylor liegt falsch“

Montag, 25. November 2013

Letzte Sätze #201

„Als er ausstieg, war Lindahl nicht mehr zu sehen. Parker fragte sich, wie weit er wohl kommen würde.“
Richard Stark, „Fragen Sie den Papagei“

Sonntag, 24. November 2013

Donnerstag, 21. November 2013

Letzte Sätze #199

„,Na?‘, sagt der Nachtportier halb bos- und halb kumpelhaft. ‚Hoffentlich haben Sie sich nicht übern Tisch ziehen lassen!‘ ‚Quatsch!‘, sagt Trimmel. ‚Gerade mal fünftausnachthunnert Eier bin ich losgeworden!‘ ‚Ich hab ihr ein Armband geschenkt …‘, lallt er, als ihm der Portier den Zimmerschlüssel gibt.“
Friedhelm Werremeier, „Taxi nach Leipzig“

Dienstag, 19. November 2013

Montag, 18. November 2013

Letzte Sätze #197

„Und dann, ich weiß nicht, ob diese Vision zustandekam, weil Aimée so blutüberströmt war oder vielleicht aus einem anderen Grund, nach einer Weile schien mir, dass sie nun ein scharlachrotes Kleid trug, ein Abendkleid, mit Pailletten besetzt vielleicht; und es erstrahlte goldenes Morgenlicht; auf hohen Schuhen erklomm die unverletzte, wunderschöne Aimée in ihrem scharlachroten Abendkleid leichtfüßig einen verschneiten Hang, der den Hängen des Mont Blanc ähnelte. SINNLICHE UND PHILOSOPHISCHE FRAUEN, AN EUCH WENDE ICH MICH.“
Jean-Patrick Manchette, „Fatal“

Montag, 11. November 2013

Letzte Sätze #196

„Und so gab es immer noch, wie man sieht, etwas Liebe auf dieser Welt.“
Derek Raymond, „Alptraum in den Straßen“

Sonntag, 10. November 2013

Letzte Sätze #195

„Erst mal musste sie dreißig Jahre absitzen.“
Derek Raymond, „Er starb mit offenen Augen“

Freitag, 8. November 2013

Letzte Sätze #194

„Und so endet dieser Tag, der für Fedder wie auch für etliche andere Personen das bestätigte, was Schopenhauer seinerzeit in der Schrift ‚Über die anscheinende Absichtlichkeit im Schicksale des Einzelnen‘ benannt hatte: Dass nämlich ‚das Schicksal des Einen zum Schicksal des Anderen passt, und jeder Held seines eigenen, zugleich aber auch Figurant im fremden Drama ist.‘“
Frank Göhre, „St. Pauli Nacht“, in: Frank Göhre, „Geile Meile“

Donnerstag, 7. November 2013

Koks statt Kommune: Dominique Manottis "Zügellos"

Koks statt Kommune

Sie waren die Guten, kämpften für die Revolution und wollten die Welt mit den Idealen des Pariser Mai beglücken. Zwei Jahrzehnte später ist in Dominique Manottis neuem Roman „Zügellos“ vom Geist der Revolte nichts übrig geblieben.

Während in Berlin die Mauer fällt, verlieren an der Seine Alt-68er den letzten Rest der Unschuld. Versicherungsbetrug, Drogenhandel, Mord – für Macht und Geld ist ihnen kein Mittel zu schmutzig. Agathe Renouard, die Aktivistin, die einst von einem Genossen im Stich gelassen, von den Flics kassiert und auf dem Revier vergewaltigt wurde, zieht im Jahr 1989 in den obersten Etagen eines großen französischen Versicherungskonzerns die Strippen und nimmt vor dem Hintergrund des sich öffnenden Eisernen Vorhangs die neuen Märkte im Osten Europas in den Blick. Geld statt Gerechtigkeit, Koks statt Kommune, Schampus statt Schaumwein lauten die neuen Koordinaten in Agathes Leben.
Und damit steht sie nicht allein: Im Frankreich der Ära Mitterrand sind den regierenden Sozialisten nicht nur ihre Ideale abhandengekommen. Auf der Jagd nach dem großen Geld überziehen politische Karrieristen und Wirtschaftseliten das Land mit einem System von Vetternwirtschaft und Korruption. Ein Milieu, dessen Verkommenheit sich Dominique Manotti nach „Roter Glamour“ nun schon zum zweiten Mal in einem ihrer rasanten Politthriller annimmt. „Zügellos“ heißt der Roman, der Platz eins der Krimizeit-Bestenliste belegte.
Die Mitterrand-Jahre hat die heute 70-jährige Autorin als Insiderin kennengelernt. Hinter dem Pseudonym Dominique Manotti verbirgt sich Marie-Noëlle Thibault, die viele Jahre die Pariser Sektion der sozialistischen Gewerkschaft CFDT leitete. Vom einstigen Hoffnungsträger der französischen Linken enttäuscht und vom amerikanischen Noir-Autor James Ellroy inspiriert, wandte sich die promovierte Wirtschaftshistorikerin der Literatur zu und debütierte 1995 mit dem Band „Hartes Pflaster“, der im Milieu der in Frankreich Sans-Papiers („Papierlose“) genannten illegalen Immigranten in Paris spielt. Hart, realistisch, atmosphärisch aufgeladen, aber auch akribisch in Bibliotheken und Archiven recherchiert, katapultierte dieser Roman Manotti auf Anhieb an die Spitze der Thrillerautoren, die in Europa politische Stoffe mit literarischem Anspruch verarbeiten.

 
 
 
Dominique Manotti schreibt keine Serienromane, mitunter begegnet man bereits eingeführtem Personal aber wieder. So auch in „Zügellos“, wo sie erneut Commissaire Daquin ermitteln lässt, den Manotti-Fans schon aus „Hartes Pflaster“ kennen. Ein schwuler, elegant gekleideter und Lebensgenüssen nicht abgeneigter Bulle, der allerdings auch nicht zimperlich ist, wenn ein Verdächtiger nicht spurt. Vor allem aber ein Bulle, der sich so schnell nicht einschüchtern lässt, wenn die Mächtigen mit den Muskeln spielen. Genau das tun sie in „Zügellos“ wieder, als Daquin seine Leute einer Drogenschwemme und dubiosen Immobiliendeals nachgehen lässt: Pferderennställe gehen in Flammen auf, ein Auto wird in die Luft gejagt, ein Lover Daquins ermordet – und der Kommissar selbst zu einem „Hintergrundgespräch“ in den Élysée-Palast gebeten. Von dort führen die von Koks gepuderten Spuren aber immer wieder zu Agathe Renouards Versicherungskonzern…
„Zügellos“ zeigt Manotti auf der Höhe ihres Könnens. Ihr knallharter Realismus beruht auf profundem Wissen und schaut hinter die Kulissen des politischen Establishments – Manottis Romane sind eine Art ins Fiktive transformierter Enthüllungsjournalismus. Wobei sie nicht den Fehler begeht, den Unterhaltung suchenden Leser mit dokumentarischem Anspruch zu langweilen – das würde das rasante Tempo des Romans nur stören. Auf der anderen Seite genießt der Leser aber auch eine von Andrea Stephani kongenial ins Deutsche übertragene Sprache, die an Klarheit und Prägnanz kaum zu übertreffen ist. Und weil die Französin obendrein Witz hat und pointierte Dialoge schreiben kann, kommt zum Erkenntnisgewinn das Lesever gnügen hinzu. Fazit: „Zügellos“ ist ein Politthriller vom Feinsten – intelligent, spannend, amüsant und lehrreich. Besseres können Krimifans beim Buchhändler derzeit nicht finden.
Dominique Manotti, „Zügellos“, Argument/ariadne, 286 Seiten, 18 Euro
(Nordsee-Zeitung, 2. November 2013, S. 8)

Dienstag, 5. November 2013

Letzte Sätze #193

„Es ist vorbei. Plötzlich steht Ann vor mir. Ich erschrecke mich wahnsinnig. Ich habe alles gesehen, sagt Ann und nickt nachdenklich. Ich kann das in Ordnung bringen, aber – sie macht eine bedeutungsvolle Pause. Aber das wird dich was kosten, eine Art Schweigegeld. SG, sagt sie. Ich verbuche es unter SG.“
Frank Göhre, „Zappas letzter Hit“

Samstag, 2. November 2013

Letzte Sätze #192

„Steh nicht auf, wenn du weißt, was gut für dich ist. Flimmernd fällt mir Schnee ins Auge. Ich betrachte den Himmel. Kein Flugzeug. Dafür ein Hubschrauber. Rotorblätter. Motorengeräusche. Sirenen. Autos. Quietschende Bremsen. Eine Tür, die zugeworfen wird. Stimmen. Schritte. Ich stehe auf.“
Adrian McKinty, „Der schnelle Tod“

Freitag, 1. November 2013

Letzte Sätze #191

„Du und ich, gemeinsam in der Stille der Dunkelheit. Und wenn wir an diesem Ort sind und dieser Augenblick gekommen ist, dann raunt Gevatter Tod beschwörend einen Namen – und der klingt irgendwie nicht wie meiner. Ich schließe die Augen. So könnte es kommen.“
Adrian McKinty, „Der sichere Tod“